Inspirationen

 

Die Wichtigkeit des "Barriere-Managements" bei Lebensstiländerungen

 

Ich bin gerade von einer Jogging-Runde zurück und es fühlt sich wunderbar an, obwohl das Wetter gerade nicht so gut war und ich unterwegs in einen kurzen Sprühregen kam. Nun steht noch die Dusche bevor und danach stellt sich bei mir jeweils dieses so wunderbare Körpergefühl ein - aktiviert, belebt, frisch im Kopf und ein inneres Pulsieren von Kopf bis Fuss.

 

Ja, ich bewege mich grundsätzlich sehr gerne und ich würde die Bewegung auch als Ressource von mir bezeichnen. Nichtsdestotrotz spielen sich auch bei mir "hinter der Kulisse" manchmal ganz schöne Machtkämpfe ab. So zum Beispiel auch heute, wo ich mit einer schriftlichen Arbeit beschäftigt war. Für das Kapitel brauchte ich viel länger als erwartet und verpasste so den Moment, mich rechtzeitig für die geplante Joggingrunde auf den Weg zu machen. Und dann stellt sich irgendwann der Hunger ein, mit dem es sich schlecht konzentriert arbeiten lässt. Ebenso unpassend ist es, sich mit einem vollen Bauch sportlich zu betätigen. Schlussendlich habe ich es, viel später als vorgesehen, doch noch geschafft in die Joggingschuhe zu schlüpfen und loszulaufen.

Ich kenne diesen Ablauf bestens und weiss eigentlich ganz genau, wie wichtig es ist, mich rechtzeitig loszulösen. Dennoch passiert es auch mir immer wieder mal, dass ich es verpasse, die "Abzweigung" rechtzeitig zu nehmen.

 

Die eigenen Stolpersteine zu kennen ist wichtig, ebenso Strategien im Umgang damit zu haben. Insbesondere bei langfristigen Lebensstiländerungen ist es unumgänglich sich mit ihnen auseinanderzusetzen - weil sie früher oder später sowieso auftauchen. Es gibt innere Barrieren wie z.B. demotivierende Gedanken, Müdigkeit, Stress oder äussere Barrieren wie z.B. schlechtes Wetter, zu erledigende Arbeiten, attraktivere Alternativen. Natürlich spielen auch persönliche Prägungen und Tagesverfassungen eine Rolle, die auch anfälliger dafür machen, von einem gefassten Vorhaben abzuweichen.

 

Vorbeugen ist hilfreich: Alle bekannten Hürden bereits im Vorfeld aus dem Weg zu räumen macht es einfacher. Wenn du die Trainingskleidung schon bereitlegst oder das (Snack-)Gemüse bereits gerüstet im Küchlschrank wartet, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass du in die gewünschte Handlung kommst. Es geht also darum, das Vorhaben vor möglichen Problemen abzuschirmen und einen möglichst klaren Plan zum Vorgehen zu haben.

 

Der richtige Zeitpunkt: Hast du dir schon mal überlegt, an welchen Tagen und vor allem auch zu welcher Tageszeit deine Motivation am grössten bzw. die Hürde am kleinsten ist für die Umsetzung von deinem Verhaltensziel? Im Tagesverlauf kommt manchmal Unverwartetes dazwischen und im Verlauf des Tages nimmt die Energie, die wir haben tendenziell auch ab - es sei denn, du gehörst zu den Eulen, den Menschen, die abends ihre "Prime Time" haben. Ich plane mir die Bewegung oder auch andere für mich sehr wichtige Dinge gerne in der ersten Tageshälfte ein. Das erhöht bei mir die Chancen, dass es zur Umsetzung kommt.

 

Gefahrenzone Gedankenschleife: Hast du auch schon bemerkt, dass dein Hirn zu Höchstformen aufläuft, wenn es darum geht, Ausreden und Gründe zu finden, ein Vorhaben nicht umzusetzen? Und je länger wir darüber nachdenken, ob wir denn nun wirklich Lust haben das zu tun, umso schwindender wird die Chance, in die Handlung zu kommen. Hier hilft ein persönliches Motto oder ein positiver Zuspruch wie z.B. "Nicht warten, nicht wanken, einfach los!". In die gleiche Richtung geht die 5-Sekunden-Regel von Mel Robbins, wo du innerhalb von fünf Sekunden von fünf auf eins zählst und dann handelst, wenn eins erreicht ist.

 

Gehe in Verhandlung mit dir selbst - Plan B: Wenn die Hürde unüberwindbar ist, dann nimm dein bestes Verhandlungsgeschick hervor und verhandle mit dir selbst! Sieh es als Challenge, dich für dein eigenes Vorhaben zu motivieren (daran denken, wie du dich jeweils danach fühlst, kann ungemein helfen) oder es so anzupassen, dass es attraktiver wird. Das kann eine Anpasssung der Form, der Dauer oder der Intensität sein: wenn die Energie fehlt, dann trainiere kürzer, weniger intensiv oder erlaube dir auch einfach spazieren zu gehen (es muss nicht immer Sport sein!). Es ist wichtig mit seinen Energien und sich selbst sorgsam umzugehen (siehe meinen Blog "Der persönliche Energiehaushalt"). Manchmal kann hier auch der soziale Support helfen: ein positiver Zuspruch von jemandem oder gar ein spontanes Mitmachen.

 

Das Wissen um die positiven Effekte von Lebensstiländerungen wirkt unbestritten, reicht alleine oft aber nicht aus. Individuelle Lösungsansätze, geschickte Handlungsplanungen und eine liebevolle, aber gekonnte Selbststeuerung sind zielführend - und dann macht es sogar Spass. Trotzdem wird es nicht immer gelingen, aber genau daran können wir wachsen, ganz nach dem Motto "hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen". Mit einem sorgsamen und geduldigen Umgang mit sich selbst gelingt es nicht nur besser, es fühlt sich auch besser an.